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Kritik am deutschen „Akademiker-Wahn“

Der ungebremste Trend zur Akademisierung sorgt jedes Jahr für viele neue Jungakademiker auf dem Arbeitsmarkt. Und auch in den kommenden Jahren dürfte die Zahl der Berufsanfänger mit akademischem Abschluss deutlich weiter wachsen. Aber warum entscheiden sich so viele junge Menschen für ein Hochschulstudium und nicht für eine berufliche Ausbildung? Ist es das Anspruchsdenken im familiären Umfeld, dem Freundeskreis und der damit einhergehenden mangelnden Anerkennung vieler Ausbildungsberufe? Oder denken zu viele, dass nur eine akademische Bildung auf dem Arbeitsmarkt zähle?

Volle Hörsäle, einsame Werkbank

Die Hörsäle sind voll, während die Zahl der Auszubildenden rückläufig ist. An den Hochschulen in NRW haben sich im Wintersemester 2015/16 insgesamt 743.100 Studierende eingeschrieben. Laut statistischem Landesamt sind dies 3,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Auszubildenden sank hingegen zuletzt um 0,5 Prozent, im Handwerk sogar um mehr als 4 Prozent!

Master statt Meister – Uni oder Ausbildung?

Es ist höchste Zeit, mit Vorurteilen aufzuräumen, meint Petra Pigerl-Radke, die Geschäftsführerin des Bereichs Aus- und Weiterbildung der IHK Mittlerer Niederrhein. Das Abitur wird mittlerweile vielfach als Mindestabschluss einer schulischen Qualifikation angesehen. Dabei bilde jeder Schulabschluss ein solides Fundament für die duale Berufsausbildung, die mit einer entsprechenden Weiterqualifizierung auch weitere attraktive und damit auch gut bezahlte Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet. Auch das klassische Vorurteil, dass Akademiker grundsätzlich mehr verdienen als Nicht-Akademiker hält sich hartnäckig, so die-IHK Expertin.

Der gute Mittelweg: Duale Ausbildungswege

Dass dies nur bedingt stimmt, zeigt eine Untersuchung, die der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Auftrag gegeben hat zum Vergleich der akademischen und beruflichen Bildung. Die Untersuchung macht deutlich, dass das Einstiegsgehalt von ausgebildeten Fachkräften oft höher ist als viele meinen, und zählt hierzu zahlreiche Bereiche auf. Eine berufliche Ausbildung mit späterer beruflicher Weiterbildung kann durchaus lukrativer sein als ein jahrelanges Studium. Denn nicht immer könne die lange Ausbildungszeit von Akademikern durch ein höheres Einstiegsgehalt sowie ein höheres Lebenseinkommen kompensiert werden. Die Vergleichsstudie entkräftet auch das Vorurteil, dass Akademiker seltener arbeitslos sind als Nicht-Akademiker. Die Zahlen belegen, dass eine duale Ausbildung mit anschließender Aufstiegsfortbildung noch besser vor Arbeitslosigkeit schützt als ein Studium, so Pigerl-Radke.

Aufklären und Informieren

Anhand des Vergleichs kommt der DIHK zu dem Fazit: Mit einem Hochschulabschluss in der Tasche verdient man keineswegs generell mehr als ein Nicht-Akademiker. Und die Chance, nach einem Studium eine adäquate Beschäftigung in einer unbefristeten Anstellung zu finden, ist geringer als mit einem Meister-Technikerabschluss. Das liegt jedoch nicht nur an der deutschen Bildungspolitik, sondern auch an Informationsdefiziten. NRW-Arbeitsminister Rainer Schmelzer und Ralf Kersting, Präsident der Industrie- und Handelskammer NRW, haben eine Landeskampagne zur Stärkung der dualen Ausbildung auf den Weg gebracht. Die Kampagne sei ein notwendiger Schritt, um zunehmenden Akademisierungstendenzen zu begegnen, sagte Kersting.

Persönlichkeitsgerechte Wege wählen

Wir wollen, dass Ausbildung und Studium von den jungen Leuten als gleichwertig betrachtet werden. Zu viele denken, dass nur eine akademische Bildung auf dem Arbeitsmarkt zähle. Aber es gibt eine Vielzahl von persönlichkeitsgerechten Ausbildungsmöglichkeiten mit attraktiven, beruflichen Perspektiven. Berufliche und akademische Bildung sind lediglich andersartig, verdienen aber gleichermaßen Anerkennung und Förderung. In Zukunft brauchen wir sowohl Facharbeiter als auch Hochschulabsolventen. Beides schwindet derzeit – so entsteht eine Abwärtsspirale, die den Fachkräftemangel noch verstärkt, der der Wirtschaft aus demografischen Gründen ohnehin schon droht.

Wer schlau ist, fragt nach! – Gerne uns!

Ein aufklärendes Gespräch und kompetente Beratung geben oft wertvolle Impulse und nützliche Informationen zu den vielen existierenden Möglichkeiten. Durch unsere enge Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft, Verbänden und Bildung können wir Ihnen diese Möglichkeiten näherbringen und Sie bei Entscheidungen oder schon begonnenen Veränderungsprozessen unterstützen. Gerne kommen wir mit Ihnen ins Gespräch und freuen uns auf einen Kontakt.

 

Ihr Gereon Stolle & Team