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Persönliche Kontakte machen produktiver

Die kanadische Psychologin Susan Pinker erforschte, was das Internet mit den Menschen macht. In ihrem Buch „The Village Effect: Why Face-to-face Contact Matters“ kommt sie zu dem Ergebnis, dass nur der persönliche Kontakt letztlich gesund, glücklich und produktiv macht. Sehr klar beschreibt sie, warum persönliche Begegnung sich nicht durch virtuelle Kontakte ersetzen lässt.

Gesund und leistungsfähig durch echte Nähe

Wenn wir mit Menschen von Angesicht zu Angesicht kommunizieren, löst dies eine Kaskade von Neurotransmittern und Hormonen aus, die Stress reduzieren, unser Immunsystem stärken und unser Wohlbefinden erhöhen. Ein Grund dafür, warum Menschen mit wenigen echten Kontakten laut einer neueren Studie ein 30 Prozent höheres Sterberisiko haben, so die Autorin Pinker. Das lässt sich inzwischen sogar neurophysiologisch erklären. Ein simpler Händedruck oder ein Schulterklopfer erhöhen die Ausschüttung des Hormons Oxytocin. Das wiederum reduziert Stress und erhöht das Vertrauen. Menschen, die sich wohlfühlen, sind nicht nur gesünder und widerstandsfähiger, sondern auch leistungsfähiger.

Produktivität steigern durch Vertrauen

Bei der virtuellen Kommunikation fehlen entscheidende und oftmals die reichhaltigsten Teile des Austauschs: ein Blick, der Ironie signalisiert, ein warmer Ton, der Vertrauen schafft, ein Lachen, das man teilen kann – solche Signale sind ganz entscheidend. In einer Studie mit IT-Spezialisten am MIT konnte Sandy Pentland mit ihren Kollegen nachweisen, dass Teams mit persönlichen Kontakten bessere Leistungen erzielen, weil sie mehr Zusammengehörigkeitsgefühl haben. Es entsteht Vertrauen in der Gruppe, wodurch den Teammitgliedern leichter fällt, andere zu fragen und um Hilfe zu bitten. Dies führt besonders bei komplexen Problemen zu einer höheren Produktivität.

Das Potenzial des Kaffee-Schwätzchens

Was bedeutet das für den Arbeitsplatz? Unternehmen, egal welcher Größe, sollten dafür sorgen, dass Mitarbeiter die Möglichkeit zu persönlicher Begegnung und Austausch haben. Dabei kommt es nicht einmal darauf an, über was sie reden. Selbst der vermeintlich größte Tratsch ist tatsächlich keine Zeitverschwendung. Das zeigt eine MIT-Studie in zehn Call-Centern einer amerikanischen Bank. Dort hatten zunächst alle Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten Pause. Ein persönlicher Austausch war daher nicht möglich. Dann wurde eine 15-minütige gemeinsame Kaffeepause eingeführt und die Leistungen der Mitarbeiter stiegen um durchschnittlich 8 Prozent. Bei leistungsschwachen Teams waren es sogar mehr als 20 Prozent. Auch die Mitarbeiterzufriedenheit nahm um 10 Prozent zu. Und das alles nur, weil sie 15 Minuten miteinander sprechen konnten.

Homeoffice: keine optimale Lösung

Die Möglichkeit, Mitarbeiter im Homeoffice mit individueller Zeiteinteilung zu beschäftigen, ist natürlich für vereinzelte Situationen und Lebensentwürfe eine sinnvolle und nützliche Option. Wenn Unternehmen jedoch glauben, sie könnten Kosten sparen, wenn jeder nur noch von zu Hause arbeitet, schaden sich letztendlich selbst. Gerade die Generierung neuer Ideen ist eng mit unserem Wohlbefinden und persönlichen Kontakten verbunden. Das wissen auch Konzerne wie Google und gestalten ihre Arbeitsplätze so, dass sich Mitarbeiter zwangsläufig ständig in die Arme laufen. Und wenn eine Sache wirklich wichtig ist, setzen sich Manager auch heute noch ins Flugzeug. Sie wissen, wie entscheidend ein persönliches Treffen ist. Wer zu einem Verhandlungspartner reisen kann, hat einen Vorteil gegenüber demjenigen, der über Skype verhandeln muss.

Sozialkontakte – die beste Glücksquelle

Auch die Option, dank neuer Technologien die Arbeitszeit individuell einteilen zu können, ist nicht zwangsläufig ein Vorteil. In einer Studie kamen die beiden Forscher Critobal Young und Chaeyoon Lim zu einem interessanten Ergebnis. Sie haben die Daten von mehr als einer halben Millionen berufstätigen und arbeitslosen Amerikanern analysiert und herausgefunden, dass das Wohlbefinden der Menschen auch davon abhängt, dass sie zur selben Zeit frei haben wie die anderen. So stieg das Wohlbefinden der Arbeitslosen genauso wie das der Arbeitenden zum Wochenende an und sank zum Wochenbeginn. Die Forscher Lim schlossen daraus, dass es nicht die freie Zeit per se ist, die zum Wohlbefinden beiträgt, sondern genau genommen die gemeinsam verbrachte soziale Zeit.

Miteinander sprechen statt mailen

Um nicht mit den direkten Reaktionen ihrer Mitarbeiter konfrontiert zu werden, nutzen manche Chefs E-Mails als Schutzschild. Das ist ein recht klares Zeichen von schlechtem Management und kann sich bitter rächen. Führungskräfte, die nur noch SMS bzw. E-Mails verschicken, vergessen mit der Zeit, wie man mit Mitarbeitern spricht. Auch Empathie muss man einsetzen und üben, sonst verlernt man sie. Mitarbeiter, die sich durch fehlenden Kontakt zurückgesetzt fühlen, verlieren vielleicht sogar das Vertrauen in das Unternehmen und suchen sich einen anderen Arbeitgeber. Gerade Frauen legen mit Nachdruck Wert auf einen Job, in dem sie auch als Mensch wahrgenommen und respektiert werden.

Gerne nehmen auch wir uns Zeit für Sie zu einem persönlichen Gespräch, wenn Sie gesunde Veränderung im Unternehmenskontext oder persönlichen Bereich konzeptionieren möchten. Sprechen Sie uns an – wir sind für Sie da!

Herzlichst

Ihr Gereon Stolle