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Eine unglückliche Verbindung - Konfliktquelle Familienunternehmen

Konfliktquelle Familienunternehmen

Schaut man genauer hin, sind Familienunternehmen – die Verbindung von Familie und Unternehmen – eine unmögliche Konstruktion. Denn sie sind zwei soziale Systeme, die auf sehr unterschiedlichen Rationalitäten und Logiken aufgebaut sind. Durch die fehlende Distanz sind Konflikte in Familien die zu erwartende Regel bzw. der anzunehmende „Normalfall“. Meist ist es der besagte Generationenkonflikt. Was die erste Generation aufgebaut hat, baut die zweite Generation aus oder verändert es, um den Erfolg zu sichern. Es gibt zwar zumeist noch gemeinsame übergeordnete Ziele bezüglich des „Großen und Ganzen“. Doch bei notwendigen Veränderungen mangelt es auch nicht an Konfliktstoff, und zwar genau dann, wenn die „Gründergeneration“ nicht loslassen kann. Stichwort: Das haben wir schon immer so gemacht.

Zwischen Bewahren und Erneuern

Nicht nur vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung ist dies eine unternehmensbedrohende Einstellung. Denn es werden nicht nur notwendig werdende Marktanpassungen blockiert, sondern auch betriebliche Optimierungen, gute Ideen, Innovation und der Aufbau neuer Geschäftsfelder werden verhindert – kurzum: gesundes, organisches Wachstum wird gebremst.

Problematisch werden Konflikte und Auseinandersetzungen in der dritten Generation, der „Enkelgeneration“. Oftmals fehlt den Jüngeren nach Meinung der älteren Familienmitglieder das „Gründergen“ oder unternehmerische „Bewahrungsgen“. Doch woher sollten sie es auch haben, zu behütet sind sie aufgewachsen, mit vielen Privilegien, ausreichend materiellem Wohlstand und großem Abstand zum realen Leben. Und wenn keiner die Lust verspürt, in die mit zu großen und meist unausgesprochen Erwartungen behafteten „Fußstapfen“ ihrer Vorfahren zu treten, wird in der Regel verkauft, verlebt/vererbt und die konfliktbehafteten familiären Probleme in die Zukunft verschoben.

Familienbetrieb als Wettbewerbsvorteil

Dennoch gelingt es vielen Handwerksbetrieben bzw. Unternehmerfamilien, mit dem Unternehmen, an das sie so eng gebunden sind, nicht nur einigermaßen klarzukommen, sondern sich in dem Spannungsfeld so konstruktiv zu bewegen, dass der Betrieb bzw. das Unternehmen einen besonderen Wettbewerbsvorteil aus der Verbindung zieht und auch die Familie sich weiterentwickelt. Dies wird genau dann möglich, wenn der Familie eine offene, vertrauensvolle Kommunikation, geprägt von Respekt, Toleranz und Anerkennung gelingt.

Familie & Betrieb: Die Logiken der Rollen

Dennoch ist die Unsicherheit, in welcher Logik gerade kommuniziert wird, in Unternehmerfamilien häufig präsent. Man spricht hier auch von „Paradoxien“: Entscheidungen, die in der einen Logik „richtig“ sind – etwa einen als ungeeignet empfundenen Nachkommen von der Nachfolge auszuschließen –, werden in der anderen Logik als „Verrat“ empfunden, als tiefe Kränkung. Psychologische Fragen („Werde ich, im Vergleich zu meinen Geschwistern, geliebt/geschätzt?“, „Wird gesehen und gewürdigt, wie viel Einsatz ich gezeigt habe?“ oder „Bekomme ich den Respekt, der mir zusteht?“), Themen der Lebensplanung („Soll ich jetzt BWL studieren oder doch lieber Philosophie?“) und wirtschaftliche Interessen („Wird meine Zukunft im Unternehmen sein?“) sind Fragestellungen, die nur schwer auseinanderzuhalten sind. So sind in Unternehmensfamilien die Möglichkeiten der Konfliktentstehung vielfältiger und die Wahrscheinlichkeit häufiger als in anderen Familien.

Rollen differenzieren – Bewusstsein entwickeln

Daher ist es stets entscheidend, aus welcher der Logiken heraus der jeweils Beteiligte spricht. Denn wenn sich jeder der Beteiligten in einer anderen Logik bewegt und den Beteiligten diese Differenz nicht bewusst ist, ist der Einstieg in den Konflikt leicht: Der andere kann ja nur „dumm“, „krank“ oder „böse“ sein – eine dieser Kategorien wird gerne genutzt, wenn die Kommunikation und das Handeln des anderen nicht verstanden werden.Haben sich Beteiligte erst mal auf einen Konflikt eingelassen, so erwarten sie voneinander gegenseitiges Widersprechen, auch wenn die Themen und Anlässe wechseln“, so beschreibt es der Sozialwissenschaftler Thorsten Bonacker treffend. Dann laufen Konflikte wie überall in ihrer fast voraussehbaren Eigendynamik ab, als ob man auf einer abschüssigen Eisbahn stünde. Dummerweise steht dann die Idee, dass tatsächlich beide „recht“ haben könnten, oft gar nicht mehr zur Verfügung.

Perspektivwechsel und Mediation nutzen

Wie Einstein schon sagte: „Ein Problem kann nicht auf der Ebene gelöst werden, auf der es entstanden ist.“ Perspektivwechsel ist das Zauberwort, und dazu muss man sich der verschiedenen Rollen bewusst werden, in welchen man angesprochen werden kann, sonst wird es kaum möglich, in der Logik des Betriebes/Unternehmens und der Familie zugleich „gerecht“ zu handeln.

Auch wichtig zu wissen ist darüber hinaus, dass die jeweilige Konstitution und die kindheitliche Prägung der Beteiligten eine große Rolle spielen. Eine Lösung durch die Familienmitglieder kann dann problematisch sein, da diese seit ihrer Kindheit miteinander verstrickt sind. Die Verletzungen der Beteiligten sind in diesen Fällen meist nur im Unterbewusstsein lokalisierbar und bedürfen des Blickes einer unabhängigen Außenposition. Mit einer frühzeitigen Einigung auf das Verfahren der Mediation durch einen ausgebildeten Wirtschafts- und Familienmediator können hier gemeinsam nachhaltige Lösungen gefunden werden.

Der Weg zur nachhaltigen Familienstrategie

Die Kernfrage bleibt dennoch, wie es gelingt, die Zukunft so zu gestalten, dass die Familie ihr Unternehmen über Generationen hinweg sichern kann. Hier ist eine offene Kommunikation innerhalb der Familie zielführend, am sinnvollsten unter Beteiligung eines neutralen moderierenden Dritten, z. B. eines Mediators. Eine so gemeinsam entwickelte nachhaltige Familienstrategie ist ein sinnvoller Lösungsweg, damit erfolgreiche und wirtschaftlich gesunde Familienunternehmen nicht immer wieder durch Streitigkeiten innerhalb der Familie an die Wand gefahren werden. Verträge, insbesondere Gesellschaftsverträge können vieles, aber nicht alles. Eine nachhaltige Familienstrategie schafft Strukturen, wo vorher keine waren, sie stabilisiert das Konstrukt Familie und Unternehmen und verbessert und erweitert die Handlungsmöglichkeiten. So wird der Boden bereitet für ein vertrauensvolles Miteinander zur Weiterentwicklung der Familie und ihres Unternehmens, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern.

Menschen in Unternehmen und im privaten Umfeld zu unterstützen und zu begleiten, um neue Wege und Perspektiven zu erarbeiten, ist unsere Profession, die wir mit Begeisterung wahrnehmen.

Ein Anruf 02162 – 354 218 oder eine E-Mail genügt. Wir freuen uns auf Sie!

Herzlichst

Ihr Gereon Stolle & Team